Waves of Grain

A sound and video
installation

by Dan Senn


Commissioned
by the WDR for
Wittener Tage für neue
Kammermusik
Witten,
Germany,
May 2003
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Another Review

       
Berliner Zeitung Date: May 15, 2003, by Raoul Mörchen

Who searches for the great helplessness at the Wittener days for new chamber music.

On the stage stands a table, an open Notebook on the table, behind that is motionless face of a young Japanesewoman, whose Hands are probably on the keyboard. Possibly she is just giving complicated orders, but possibly also the computer is doing that after a simple click started the whole thing. Enlighten sound-fields with only somecharacteristics are moving sometimes in  his corner, sometimes in another, sometimes in several, without showinglogical structures.

Who is searching for the great, must sometimes be content with the small – and for the short time may even find oneself happy. Only ten minuets long was Miki Yui’s wonderful soundscape “every01” by the Wittener days for new chamber music, in which the listener may have discovered many beautiful and possibly also true Japanese cliché. Mysteriously balanced calligraphic drawing for instance, nearly empty papers with only a hint of painting or those half-transparent paper-walls, which more marks than limits the space. “every01” marked a quiet climax in a Festival where otherwise spread so much helplessness as rarely before.

About 10 years ago the big festivals for contemporary music, ahead of others Donaueschingen, began to expandthe ancient genre of composed music to installation, performance, and experimental theatre. Meanwhile seemsthat more and more the new and incredible could only be expected from periphery. Especially the old masters who further on knows how to get on in the centre,
for instance the Portuguese Manuel Nunes who present a powerful score mixed with rough gestures, which could possibly give the impression that this métier could go on – if it would not sound as if it would have been composed already 20 or 25 years ago.

Nunes, perhaps fully aware of crisis simply goes on. Others are just only beginning and want to establish themselves where possibly not everything but very much has been said before. New works of Johannes Maria Staud, Jörg Birkenkötter, Elena Mendoza-Lopez or shooting star Jörg Widmann produced in Witten déjà vu-entendu event: sovereign written score without any doubt, which however could not add something crucial to the commonly known. For instance Widmann’s “Violin Etude” played by his sister Carolin Widmann, sounded only like a conclusion of her special field and also “Signals for Six Voices” was if new land only forthe composer himself who for the first time tried a cappella chorus.

Missing impulse from periphery

Even the Austrian Bernhard Lang could not fulfill the expectation, the innovative concept of his work series “DW” (Difference/Repetition) made one to expect: only slightly he succeeded to make capital out of dialectictension between “equal“ and “unequal“ or “copy“ and “ variation.“ Even more regrettable for the 35th edition of Wittener days that even from the peripheries only few impulses had appeared. Nevertheless, there were two remarkable installations, one by Dan Senn and the other by Nikolaus Heyduck, incorporating self-made musicmachines, electronic performance mixed with kind of comic humour by the Stuttgart Duo “Strom,“ Viola-improvisation of Walter Fähndrichs – and at the end very strong piece of Bernhard Lang: “monrendo–double/echo.“ Lang edited ultra thin Flute voice onto an introverted tape-recorder composition of Roman Haubenstock–Ramati who died in 1994. The result is a quiet, densely woven music like beneath themagical magnifying glass.

English translation Klaus Dinger and Miki Yui

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Berliner Zeitung Datum:15.05.2003 Ressort:Feuilleton Autor:Raoul Mörchen

Wer Großes sucht Ratlosigkeit bei den Wittener Tagen für neue Kammermusik

Auf der Bühne steht ein Tisch, darauf ein aufgeklapptes Notebook, dahinter das regungslose Gesicht einer jungen Japanerin, die Hände wahrscheinlich auf der Tastatur. Vielleicht gibt sie gerade komplizierte Steuerungsbefehle,
vielleicht erledigt die aber auch der Computer, nachdem ein einfacher Klick die Sache ins Rollen brachte. Helle Klangfelder mit nur einigen Charakteristika bewegen sich, sind mal in dieser Ecke, mal in jener, mal in mehreren, ohne dass sich logische Muster abzeichneten.

Wer Großes sucht, muss sich mit Kleinem manchmal bescheiden - und kann sich für kurze Zeit dann doch noch glücklich schätzen. Gerade einmal zehn Minuten dauerte Miki Yuis wunderbare Soundscape "Every 01" bei den Wittener Tagen für neue Kammer musik , in der der Hörer viele schöne und vielleicht ja auch wahre japanische Klischees entdecken mochte: geheimnisvoll ausbalancierte kalligrafische Zeichen etwa, nahezu leere Blätter mit der blössen Andeutung von Malerei oder jene halb durchsichtigen Papierwände, die Räume eher markieren als begrenzen. "Every 01" markierte einen ruhigen Höhenpunkt in einem Festival, das ansonsten so viel Ratlosigkeit
wie selten zuvor verbreitete.

Immer mehr scheint es mittlerweile, als ob nur noch von diesen Rändern her Neues, Unerhörtes zu erwarten sei. von schroffen Gesten durchsetzte Partitur vorlegte,Vor etwa zehn Jahren begannen die großen Festivals für zeitgenössische Musik, allen voran Donaueschingen, das betagte Genre der komponierten Musik zu erweitern um Installationen, Performances, experimentell Theatralisches. Es waren vor allem die Altmeister, die in der Mitte weiterhin etwas auszurichten wußten, etwa der Portugiese Emmanuel Nunes, der in Witten mit "Improvisation 1 - für ein Monodram" eine mächtige, die einen an den Fortbestand des Metiers glauben lassen könnte - klänge sie nicht, als wäre sie bereits vor 20 oder 25 Jahren komponiert worden.

Nunes, vielleicht ja in vollem Bewusstsein der Krise, macht einfach weiter. Andere fangen gerade erst an und wollen dort Fuß fassen, wo vielleicht nicht alles, aber halt sehr, sehr viel vor ihnen bereits gesagt wurde. Neue Werke von Johannes Maria Staud, Jörg Birkenkötter, Elena Mendoza-LÛpez oder vom Shooting Star Jörg Widmann produzierten in Witten déjà vu-entendu Erlebnisse am laufenden Band: zweifelsohne souverän geschriebene Partituren, die aber dem hinlänglich Bekannten kaum etwas Wesentliches hinzusetzen hatten. Widmanns Violin-Etüden etwa, von seiner Schwester Carolin Widmann
fulminant realisiert, klangen wie bloße Resümees ihres Fachbereichs, und auch "Signale für sechs Stimmen" war Neuland allenfalls für den Komponisten selbst, der sich erstmals am unbegleiteten Chorsatz versuchte.

Fehlende Randimpulse

Selbst der Österreicher Bernhard Lang mochte die hohen Erwartungen nicht erfüllen, die das innovative Konzept seiner Werkreihe "DW" ("Differenz/Wiederholung") doch nahe legte: nur ansatzweise gelang ihm, aus der dialektischen Spannung zwischen "gleich" und "ungleich", zwischen "Kopie" und "Variation" Kapital zu schlagen. Umso bedauerlicher für die 35. Ausgabe der Wittener Tage, dass selbst von den Randbereichen nur wenige Impulse ausgingen. Bemerkenswert immerhin zwei Installationen von Dan Senn und Nikolaus Heyduck mit selbst gebauten Musik maschinen, eine von comicartigem Witz durchtriebene Elektronik-Performance des Stuttgarter Duos "Strom", Viola-Improvisationen Walter Fähndrichs - und am Ende doch noch ein sehr starkes Stück von Bernhard Lang: "morendo - double/echo". Auf eine introvertierte Tonbandkomposition des 1994 verstorbenen Roman Haubenstock-Ramati pfropfte Lang eine hauchdünne Flötenstimme.Das Ergebnis eine stille, dicht verwobene Musik wie unter einem magischen Vergrößerungsglas.

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Veranstaltungen & Kritiken 
Musikfestspiele

Freitag, 09. Mai 2003 bis Sonntag, 11. Mai 2003, Witten
Saalbau Witten, Haus Witten, Rudolf Steiner Schule
Wittener Tage für neue Kammermusik

by Maik Hester

(first paragraph only, full article in German follows)

Time or the international scene at the Witten Days for New Chamber Music, the WDR performs under the direction of Harry Vogt together with the Cultural Forum Witten and support of NRW. The proven concept of a mix of concerts, performances and sound installations this time was extended by a fourth performance. Particularly successful was the multimedia installation the American Dan Senn, when excerpts from Abraham Lincoln's second government speech on the Waves of Grain with video recordings of a corn field and a refined sound installation were combined. Among the first performances mainly impressed with the Swiss Walter Fähndrich who drew his viola overtones, their sound more and more like foreign-language voices appeared, with whom he entered into the third phase of the performance by his own vocal acrobatics in the dialogue.
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Freitag, 09. Mai 2003 bis Sonntag, 11. Mai 2003, Witten
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Wittener Tage für neue Kammermusik

Von Maik Hester

Vom 09. bis 11. Mai 2003 traf sich zum 35. Mal die internationale Szene zu den Wittener Tagen für neue Kammermusik, die der WDR unter Leitung von Harry Vogt gemeinsam mit dem Kulturforum Witten und Unterstützung des Landes NRW durchführt. Das bewährte Konzept einer Mischung aus Konzerten, Performances und Klanginstallationen wurde dieses Mal um eine vierte Performance erweitert. Besonders gelungen war die multimediale Installation des Amerikaners Dan Senn, bei der Auszüge aus Abraham Lincolns zweiter Regierungsansprache über die Waves of Grain mit Videoaufnahmen eines Maisfelds und einer raffinierten Klanginstallation kombiniert wurden. Unter den Performances beeindruckte hauptsächlich die erste mit dem Schweizer Walter Fähndrich, der seiner Viola Obertöne entlockte, deren Klang immer mehr wie fremdsprachiges Stimmengewirr wirkte, mit dem er in der dritten Phase der Performance durch eigene Stimmakrobatik in den Dialog trat.

Insbesondere die Konzerte waren von starken konzeptionellen wie inhaltlichen Anleihen an die Programme der Vorjahre geprägt, der Anteil der Komponistinnen wie Interpretinnen auch in diesem Jahr gering. Die Schwerpunkte lagen wieder bei Stimme (mit den Neuen Vokalsolisten Stuttgart und Salome Kammer), Streichinstrumenten (zwar ohne das Arditti-Quartett, aber mit zahlreichen Violin- und Viola-Soli, Cello-Trio, etc.), Live-Elektronik und instrumentalem Ensemble (diesmal mit Klangforum Wien und Ensemble Recherche). Ein Länderschwerpunkt ließ sich diesmal nicht ausmachen. Mit Emmanuel Nunes und Bernhard Lang wurden aber wieder zwei Komponisten mit Beiträgen in mehreren Konzerten portraitiert.

Trotz des hohen Anteils an Kompositionsaufträgen, Ur- und Erstaufführungen war doch viel Altbekanntes zu hören, sei es nun im Klang der groß besetzten Ensemblewerke oder den Tonbandwiedergaben Elektronischer Musik, die mit neuen technischen Mitteln etablierte kompositorische Pfade beschritt. Angesichts eines das Neue im Namen tragenden Festivals warfen die Konzerte und Performances beim Hören zahlreiche Fragen auf, z.B. nach der Ortsgebundenheit der fast ausnahmslos starr in Front des Auditoriums ausgerichteten Instrumente oder dem Einsatz raumklanglicher Effekte in der elektronischen Musik. Licht und Szene als Aspekte instrumentalen Theaters wurden leider kaum berücksichtigt.

Gleichwohl konnte das Festival mit einigen Höhepunkten aufwarten. Gleich im zweiten Programm präsentierte Carola Bauckholt in Kugel Klangaufnahmen rollender Kugeln. Deren Bewegung übertrug sie auf drei Violoncelli und stellte damit eine durchweg spannende Komposition vor, deren raumklangliche Wirkung der prinzipiell auf frontale Beschallung abgestimmten stereophonen Tonbandspur sich aber nur für einen kleinen Teil des die Bühne hufeisenförmig umschließenden Publikums voll entfalten konnte.

Von der These geleitet, dass elektronische Medien genauere Reproduktionen musikalischer Strukturen ermöglichen als echte Musiker, arbeitet Bernhard Lang seit einigen Jahren mit Live-Elektronik und erzeugt Loops aus live eingespielter Musik. Dieses als Copy-Art bereits seit den 1960ern eingeführte ästhetische Prinzip wirft einerseits stets die Frage auf, welche Parameter denn eigentlich genauer werden und welche der technischen Weiterverarbeitung zum Opfer fallen; die Performance zeigte beispielsweise, dass sich der Klang einer echten Viola durchaus von der daraus erzeugten Schleife unterscheidet und sich eine Verschmelzung beider Elemente, die z.B. zu einem dialogischen Spiel mit sich selbst führen könnte, nicht ohne weiteres erzielen lässt. Witzig und überzeugend war dagegen Bernhard Langs Imitation der Loop-Technik durch die Vokalakrobatin Salome Kammer und das Klangforum Wien im Abschlusskonzert.

Meine persönlichen Favoriten waren diesmal durchaus die älteren Stücke des Programms. In Gérard Griseys Solo pour deux von 1981 traten Klarinette und Posaune dem Publikum seitlich abgewandt und bewusst miteinander spielend auf die Bühne, spielten in den Trichter des jeweils anderen Instruments hinein und boten so ein audiovisuell erfrischendes Stück Kammermusik, bei dem selbst die Klarinette als Posaunendämpfer eingesetzt wird. Ebenfalls genial inszeniert war Roman Haubenstock-Ramatis Alone II von 1969 für Klarinette, Posaune, Akkordeon und Schlagzeug mit einem dezenten Feuerwerk instrumentalen Slapsticks, bei dem außerdem auch mit Druckluftfanfaren, Aquarien, großen Pappkisten und allerlei anderen Materialien agiert und musiziert wurde. Markus Hechtles Still für Sprecher, vier Männerstimmen und Akkordeon ließ vor den Augen des Publikums mit feinsinnigem Humor und trotz einiger Längen eine skurrile Wirtshausszene erstehen.

Für mich waren die Glanzlichter des diesjährigen Festivals eindeutig die Kompositionen mit Akkordeon, das in alter Tradition von Teodoro Anzellotti gespielt wurde, und seitens der Interpreten die Vokalistin Salome Kammer, der Schlagzeuger Dirk Rothbrust und der Klarinettist Ernesto Molinari, die mit ihren spritzigen Inszenierungen farbige Akzente setzten. Die nächsten Wittener Tage finden übrigens vom 23. bis 25. April 2004 statt.
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